Plagt dich auch die Frage, ob dein Kind bereit ist für die Schule?

Als meine Tochter noch klein war und der Gedanke an die Schule das erste Mal aufkam, spürte ich diese Mischung aus Stolz, Sorge und einer alten, vertrauten Unruhe. Erinnerungen an meine eigene Schulzeit wurden wach – an große Klassen, ständige Stille, Frontalunterricht und das unangenehme Gefühl, entweder zu viel oder zu wenig zu sein. Ich habe mich oft gefragt: „Bin ich gut genug?“ Und genau diese Frage spiegelt sich heute in vielen Müttern wider, wenn sie an den Schulstart ihres Kindes denken.

Deshalb habe ich mich zur Learn2Learn-Trainerin weitergebildet. Ich wollte wissen, wie Lernen wirklich funktioniert. Was Kinder wirklich brauchen. Und ich wollte Mamas stärken – denn du bist nicht nur die erste Bezugsperson deines Kindes, sondern auch seine erste Lehrerin. 💛

Heute lade ich dich ein, gemeinsam mit mir hinter den Begriff „Schulfähigkeit“ zu schauen. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern mit einem offenen Herzen, das neugierig fragt: Was macht mein Kind stark für die Schule – und fürs Leben?

Schulfähigkeit – ein Wort, viele Missverständnisse

Oft denken wir bei Schulfähigkeit an Checklisten: Kann mein Kind seinen Namen schreiben? Still sitzen? Zahlen erkennen? Doch die Wahrheit ist: Schulfähigkeit ist weit mehr als das.

Ein Kind ist nicht schulfähig, weil es Rechenaufgaben lösen kann – sondern, wenn es bereit ist, sich auf das Abenteuer Lernen einzulassen. Wenn es neugierig ist, mit Rückschlägen umgehen kann, sich ausdrücken und Hilfe holen kann, wenn es sie braucht.

Darum möchte ich dir heute 5 innere Kräfte vorstellen, die aus meiner Sicht das Fundament jeder Schulfähigkeit bilden. Vielleicht erkennst du viele davon schon in deinem Kind – und in dir selbst. Denn wir lernen nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem ganzen Menschen.

 

Die 5 inneren Kräfte, die dein Kind wirklich stärken

1. Selbstvertrauen 

    Ein Kind, das sich etwas zutraut, kann sich auch Herausforderungen stellen. Selbstvertrauen bedeutet nicht, alles zu können – sondern daran zu glauben, dass man lernen kann. Es bedeutet, sich allein im Schulgebäude zurechtzufinden, Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist, und auch mal zu sagen: „Ich weiß es noch nicht.“

    Und ja, es darf noch nicht sagen. Denn jedes Kind darf in seinem Tempo lernen. Vertrauen in sich selbst entsteht nicht durch Leistung, sondern durch Erleben: Ich kann das schaffen. Ich darf scheitern. Ich darf wachsen.

    2. Frustrationstoleranz 

      Manche Aufgaben gelingen nicht beim ersten Mal. Manches wirkt auf den ersten Blick schwer. Frustrationstoleranz heißt: Ich halte das aus.

      Gerade im Vergleich mit anderen Kindern entsteht oft das Gefühl: „Die können das schon.“ Doch was wir nicht sehen: Vielleicht hatte das andere Kind zu Hause schon oft mit Zahlen gespielt. Vielleicht kennt es das Thema aus der Kita. Jeder Mensch bringt ein anderes Netz an Erfahrungen, Eindrücken und Vorkenntnissen mit. Deshalb ist der einzig faire Vergleich: Ich mit mir selbst. Wie habe ich mich entwickelt? Was konnte ich vor einem Monat – und was heute?

      3. Neugier

      Die Gier nach Neuem steckt in jedem von uns. Neugier ist ein angeborener Lernmotor. Kinder sind neugierig, weil ihr Gehirn so gebaut ist. Es will entdecken, ausprobieren, erforschen. Dieses Staunen, das ein Kind beim ersten Regenbogen zeigt, diese Faszination für Regenwürmer, Zahnräder oder Geschichten – das ist pures Lernen.

      Und jedes Mal, wenn dein Kind etwas Neues entdeckt, wird im Gehirn Dopamin ausgeschüttet – das sogenannte Glückshormon. Es motiviert, aktiviert und sorgt dafür, dass wir bei der Sache bleiben. Lernen kann also glücklich machen. Vorausgesetzt, wir lassen Raum für echte Fragen.

      Ein Trick aus der gehirngerechten Didaktik: Auch bekannte Themen können durch neue Perspektiven wieder spannend werden. Warum nicht mal Mathe mit Lego? Oder Lesen mit einem selbst gebastelten Hörspiel?

      4. Kommunikationsfähigkeit 

      Sich ausdrücken zu können ist mehr als „schön sprechen“. Es bedeutet, seine Gefühle in Worte zu fassen. Sich Hilfe zu holen. Bedürfnisse zu kommunizieren. Gerade schüchterne Kinder profitieren davon, wenn sie ermutigt werden, ihre Stimme zu nutzen.

      Meine Tochter (fast 4) ist gerade in der „Warum“-Phase. Sie fragt alles – wirklich alles – nach. Und, ja auch ich komme da manchmal an die Grenzen meiner Geduld. Aber ich liebe es. Denn dahinter steckt echte Neugier. Wenn sie „Warum?“ fragt, fordere ich sie manchmal heraus, die Frage noch einmal ganz zu stellen. Nicht aus Strenge, sondern weil ich möchte, dass sie lernt, ihre Gedanken klar zu formulieren. Sprache ist Macht – und wer sich verständlich machen kann, wird eher gehört.

      5. Selbstwirksamkeit

      Vielleicht eine der wichtigsten Kräfte: Das Wissen, ich kann etwas bewirken. Dein Kind lernt nicht nur für die Schule, sondern für sein Selbstbild. Wenn es merkt: Ich kann etwas tun und das verändert etwas, dann lernt es dauerhaft.

      Ein schönes Bild, das Vera F. Birkenbihl geprägt hat: der „Ball-im-Tor-Effekt“. Beim Fußball merkt ein Kind sofort, ob es getroffen hat. Es braucht keinen Lehrer, der es korrigiert. Genau diese unmittelbare Rückmeldung stärkt das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit.

      Was bedeutet das für uns? Wir sollten Gelegenheiten schaffen, in denen Kinder ihre Wirksamkeit erleben – sei es beim Tischdecken, beim Pflanzen gießen oder beim selbstgebauten Murmel-Parcours.

      Erzieherinnen helfen bei der Entscheidung ob das Kind schulfähig ist

      Was du tun kannst – ganz spielerisch im Alltag

      Ich weiß, der Mama-Alltag ist oft voll, laut, chaotisch. Und dennoch: Es braucht kein Förderprogramm, um Kinder zu stärken. Es braucht Beziehung, Aufmerksamkeit und Alltagssituationen, die bewusst gestaltet werden.

      👉 Beim Anziehen: Lass dein Kind selbst entscheiden, was passt. Sprecht über Farben, Jahreszeiten, Temperaturen. Öffnet vielleicht ein Fenster und fühlt gemeinsam, wie warm oder kalt trocken oder nass es draußen ist.

      👉 Beim Einkaufen: Zähle mit deinem Kind die Äpfel. Sprecht über Mengen, über Geld, über Herkunft der Lebensmittel. Meine Kinder bekommen einen selbst gemalten Einkaufszettel, denn wir planen die Malzeiten zuhause. Damit können sie selbstständig im Laden einkaufen.

      👉 Beim Spielen: Erfindet gemeinsam Geschichten. Baut einen Bewegungsparcours. Lest Bücher mit verteilten Rollen. Redet über die Gefühle der Charaktere im Fernsehen oder in den Büchern.

      👉 Beim Gespräch: Fragt euch gegenseitig, was heute schön war. Und was schwierig. Übt gemeinsam, wie man Gefühle benennt.

      Wie du erkennst, was dein Kind gerade braucht

      Manchmal zeigt dein Kind nicht, was es braucht – sondern wie sehr. Wenn es sich verweigert, bockt, überreagiert, dann steckt dahinter oft ein Bedürfnis, das nicht gesehen wird.

      Schüchternheit kann Schutz sein. Wut kann Überforderung zeigen. „Ich kann das nicht“ kann heißen: „Ich traue mich nicht, es zu versuchen.“

      Lernen wir also, Signale zu lesen – und mit liebevollen Fragen nachzufühlen:

      • Was beschäftigt dich gerade?
      • Woran denkst du?
      • Was bräuchtest du jetzt von mir?

      Dein Kind darf Zeit haben. Und du auch. 

      Der größte Druck entsteht oft von außen. Was andere Kinder schon können. Was andere Mütter sagen. Was Kita oder Schule erwarten.

      Doch jedes Kind ist anders. Und jede Familie auch. Gib deinem Kind Zeit, sich zu entwickeln. Und gib dir selbst die Erlaubnis, nicht perfekt zu sein.

      Schulfähigkeit ist kein Ziel – es ist ein Weg. Und den geht ihr gemeinsam. Schritt für Schritt. In eurem Tempo.

      innere Kräfte Fähigkeiten zum Schulstart

      Bonus: Deine Mama-Stärke – eine Mini-Reflexion

      Zum Schluss lade ich dich ein, dir einen ruhigen Moment zu nehmen. Atme tief durch und beantworte dir folgende Frage:

      Was wünsche ich meinem Kind für die Schulzeit?

      Vielleicht antwortest du:

      • Freude am Lernen
      • Mut, Fragen zu stellen
      • Freunde finden
      • Selbstbewusstsein
      • Neugier und Begeisterung

      Und nun frage dich: Was tue ich heute schon dafür?

      Manchmal reicht ein Lächeln am Morgen. Ein Gespräch am Abend. Eine kleine Mut-Geschichte. Oder ein „Ich glaube an dich“.

      Du bist die erste Lernbegleiterin deines Kindes. Und du machst das großartig – auch wenn du es nicht immer spürst.