Intrinsisch oder Extrinsisch?

Motivation ist der Motor, der uns antreibt, Dinge zu tun – ob im Beruf, beim Sport oder in der Schule. Doch während wir Erwachsenen oft in der Lage sind, uns selbst zu motivieren, haben Kinder, besonders im Grundschulalter, oft Schwierigkeiten damit. Als Eltern fragen wir uns daher häufig: Wie kann ich mein Kind zur Schule oder zu den Hausaufgaben motivieren, ohne dass es jedes Mal zu Stress und Diskussionen kommt? Die Antwort liegt in der richtigen Kombination von intrinsischer und extrinsischer Motivation.

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir erklären, was intrinsische und extrinsische Motivation ist, wie sie sich unterscheiden und wie du sie im Alltag effektiv einsetzen kannst, um dein Kind zur Schule und zum Lernen zu motivieren.

Was ist intrinsische und extrinsische Motivation?

Motivation kann in zwei Hauptarten unterteilt werden: intrinsische und extrinsische Motivation. Beide haben ihre Berechtigung und können – richtig eingesetzt – dazu beitragen, dass dein Kind Freude am Lernen und an der Schule entwickelt.

  1. Intrinsische Motivation

Intrinsische Motivation ist die Art von Motivation, die von innen herauskommt. Sie entsteht, wenn jemand eine Aufgabe oder Aktivität ausführt, weil er Freude daran hat oder ein tiefes Interesse an dem Thema besteht. Das Kind wird motiviert, weil es die Tätigkeit an sich schätzt, ohne dass eine Belohnung oder ein Lob von außen nötig ist.

Ein Beispiel für intrinsische Motivation: Dein Kind malt ein Bild, einfach weil es Freude am Malen hat. Es möchte kein Lob oder eine Belohnung, sondern es macht das, weil es den kreativen Prozess liebt und es ihm Spaß macht, sich auszudrücken.

  1. Extrinsische Motivation

Extrinsische Motivation hingegen ist die Motivation, die von äußeren Faktoren beeinflusst wird. Sie entsteht, wenn jemand eine Aufgabe erledigt, um eine Belohnung zu erhalten oder eine negative Konsequenz zu vermeiden. Bei Kindern kann das etwa das Versprechen auf ein Eis nach den Hausaufgaben oder die Aussicht auf ein Lob der Lehrerin sein.

Ein Beispiel für extrinsische Motivation: Dein Kind erledigt seine Hausaufgaben, weil du ihm versprochen hast, danach eine halbe Stunde fernsehen zu dürfen.

Unterschiede zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation

Obwohl beide Arten von Motivation ihre Berechtigung haben, gibt es wichtige Unterschiede:

Eigenschaft

Intrinsische Motivation

Extrinsische Motivation

Antrieb

Freude an der Aufgabe selbst

Belohnung oder Vermeidung von Strafen

Dauerhaftigkeit

Langfristig wirkungsvoll

Kurzfristig wirkungsvoll

Beispiel

Kind liest ein Buch, weil es interessiert ist

Kind liest ein Buch, um Punkte zu sammeln

Abhängigkeit von äußeren Faktoren

Unabhängig

Stark abhängig von äußeren Anreizen

Lernprozess

Fördert tieferes, langfristiges Lernen

Fördert oberflächliches, kurzfristiges Lernen

Wie du beide Motivationsarten bei deinem Kind erkennst

Wenn du bei deinem Kind beobachtest, dass es sich stundenlang mit einem Thema oder einer Aufgabe beschäftigt, ohne dass du es dazu ermutigen musst, ist es wahrscheinlich intrinsisch motiviert. Vielleicht interessiert es sich besonders für ein bestimmtes Schulfach oder liebt es, zu malen und zu basteln, ohne dass eine Belohnung im Raum steht.
Anders sieht es bei der extrinsischen Motivation aus. Wenn dein Kind Hausaufgaben nur unter der Aussicht auf eine Belohnung erledigt, oder wenn du merkst, dass es eine Aufgabe nur widerwillig abschließt, weil es sonst negative Konsequenzen gibt, dann liegt eine extrinsische Motivation vor.

Vorteile von intrinsischer und extrinsischer Motivation
Sowohl intrinsische als auch extrinsische Motivation haben ihre Vorzüge. Beide Arten der Motivation können in verschiedenen Situationen nützlich sein, je nachdem, was du erreichen möchtest. Wichtig ist es, zu verstehen, welche Vorteile die jeweilige Motivation mit sich bringt, damit du sie gezielt einsetzen kannst.

Vorteile der intrinsischen Motivation

1. Langfristige Motivation und Freude am Lernen
Intrinsisch motivierte Kinder entwickeln oft eine tiefe Leidenschaft für das Lernen. Sie sind neugierig und bereit, auch Herausforderungen zu meistern, weil sie die Tätigkeit selbst begeistert. Diese Art der Motivation hält länger an und führt zu tieferem Verständnis und anhaltendem Interesse.

2. Förderung der Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten
Kinder, die aus eigener Motivation heraus lernen, sind oft kreativer und entwickeln innovative Lösungsansätze. Sie haben keine Angst davor, Fehler zu machen, weil sie nicht nur auf Belohnungen fixiert sind.

3. Besseres Verständnis und tiefere Lernerfahrung
Da intrinsisch motivierte Kinder sich intensiver mit einem Thema auseinandersetzen, lernen sie nachhaltiger und können das Erlernte besser verinnerlichen. Sie erleben das Lernen als spannend und belohnend, was zu besseren schulischen Leistungen führen kann.

4. Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein
Intrinsisch motivierte Kinder lernen, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen. Das fördert ihre Unabhängigkeit und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

Vorteile der extrinsischen Motivation

1. Kurzfristige Anreize für ungeliebte Aufgaben
Es gibt Situationen, in denen auch intrinsisch motivierte Kinder keine Lust haben, bestimmte Aufgaben zu erledigen, beispielsweise Hausaufgaben oder das Aufräumen des Zimmers. Hier kann extrinsische Motivation – also Belohnungen oder das Vermeiden von negativen Konsequenzen – helfen, diese Aufgaben schnell und effektiv zu erledigen.

2. Anreizsysteme schaffen Klarheit
Besonders für jüngere Kinder ist es oft hilfreich, klare Strukturen zu haben. Ein Belohnungssystem (z. B. für jede erledigte Hausaufgabe einen Punkt sammeln) kann helfen, dass dein Kind sich besser auf die Aufgaben konzentriert.

3. Förderung von Disziplin und Zielerreichung
Extrinsische Motivation kann Kindern dabei helfen, Disziplin zu entwickeln. Es fördert das Verständnis dafür, dass manche Dinge getan werden müssen, auch wenn sie gerade keinen Spaß machen – ein wichtiger Aspekt des Erwachsenwerdens.

4. Schaffung von Routinen
Kinder, die durch extrinsische Motivation Aufgaben wie das Zähneputzen oder das Aufräumen lernen, entwickeln mit der Zeit Routinen, die sie auch ohne äußere Anreize durchführen können.

Einfache Tipps für den Alltag: So nutzt du Motivation effektiv

Jetzt, da du den Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation kennst, möchte ich dir noch einen Alltagstipp mitgeben, den du sofort umsetzen kannst.

Alltagstipp: Setze auf eine Kombination aus Spiel und Belohnung!
Versuche, das Lernen in den Alltag deines Kindes einzubauen, indem du es mit etwas Positivem verknüpfst. Beispielsweise könnt ihr nach den Hausaufgaben ein gemeinsames Spiel spielen oder eine kreative Bastelstunde einlegen. Schaffe Anreize, aber ohne Druck. So bleibt das Lernen spielerisch und motivierend.

Nutze Belohnungen sparsam und gezielt, aber vergesse nicht, dein Kind zu loben, wenn es von sich aus Interesse zeigt. Dies stärkt die intrinsische Motivation und fördert langfristig die Freude am Lernen.

Wie du beide Arten der Motivation im Alltag kombinieren kannst

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, intrinsische und extrinsische Motivation sinnvoll zu kombinieren. Du kannst beide Arten nutzen, um deinem Kind den Schulalltag zu erleichtern und es für das Lernen zu begeistern.

1. Erkenne die intrinsischen Interessen deines Kindes
Achte darauf, was dein Kind begeistert. Vielleicht liebt es Geschichten, interessiert sich besonders für Zahlen oder hat eine Leidenschaft für die Natur. Wenn du diese Interessen kennst, kannst du das Lernen auf eine Art und Weise gestalten, die das innere Interesse weckt. Beispielsweise könntest du Mathe-Aufgaben mit einem Thema verknüpfen, das dein Kind fasziniert, oder Bücher auswählen, die zu seinen Lieblingsgeschichten passen.

2. Verwende extrinsische Motivation sparsam und gezielt
Extrinsische Motivation sollte vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn es um Aufgaben geht, die dein Kind nicht von sich aus erledigen würde. Das können ungeliebte Hausaufgaben oder das Aufräumen des Zimmers sein. Du kannst hier auf kleine Belohnungen setzen, wie beispielsweise zusätzliche Spielzeit oder ein besonderes Erlebnis am Wochenende.

3. Belohnungssysteme als Anreiz schaffen
Ein Belohnungssystem kann helfen, Motivation zu fördern, ohne dass es zu einem Zwang wird. Ein Beispiel: Für jede Woche, in der die Hausaufgaben zuverlässig erledigt werden, gibt es eine kleine Belohnung. Das könnte ein Ausflug, ein Filmabend oder ein besonderes Spielzeug sein.

4. Förderung der Selbstbestimmung
Gib deinem Kind die Möglichkeit, bei bestimmten Aufgaben selbst zu entscheiden. Beispielsweise könnte es selbst festlegen, ob es die Hausaufgaben lieber direkt nach der Schule oder nach einer kurzen Pause erledigt. Durch diese Selbstbestimmung entwickelt dein Kind ein Gefühl von Verantwortung und Motivation, da es die Entscheidungen selbst beeinflusst.

5. Zeige deinem Kind den Nutzen des Lernens
Manchmal fehlt Kindern die Motivation, weil sie nicht verstehen, warum sie etwas lernen sollen. Versuche, den Zusammenhang zwischen der Aufgabe und dem realen Leben zu erklären. Zum Beispiel kannst du zeigen, wie wichtig das Rechnen beim Einkaufen ist oder wie Lesen die Welt der Bücher eröffnet.

Fazit: Die Balance macht den Unterschied

Sowohl die intrinsische als auch die extrinsische Motivation haben ihre Berechtigung im Alltag deines Kindes. Während intrinsische Motivation die Basis für langfristiges, tiefes Lernen und Freude am Schulalltag legt, kann extrinsische Motivation helfen, ungeliebte Aufgaben zu meistern.

Der Schlüssel liegt darin, beide Arten sinnvoll zu kombinieren, die Interessen deines Kindes zu erkennen und es durch positive Erlebnisse und kleine Belohnungen zu unterstützen. Auf diese Weise kannst du dein Kind auf seiner Lernreise motivieren – und die Schule wird weniger zur Pflicht, sondern mehr zum Abenteuer.

Jetzt du! Probiere es noch heute aus: Finde heraus, was dein Kind intrinsisch motiviert, und schaffe eine Balance mit kleinen Belohnungen. Dein Kind wird es dir danken – und die Schule könnte schon bald in einem ganz neuen Licht erscheinen!

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