Lernroutinen gehören zur Schulzeit
Nicht ganz. Bereits vor Beginn der Schulzeit hat dein Kind eine enorme Menge an Wissen verankert und Fähigkeiten trainiert. Denke nur einmal an den Sprachwortschatz deines Kindes. Und? Wie viele „Vokabeln“ habt ihr geübt? Keine?
Du hast es nicht bemerkt, aber ihr habt nebenbei Vokabeln trainiert, Grammatikregeln erprobt, Zeitformen ausprobiert und sogar Gedichte und Lieder auswendig gelernt. Und das alles, ohne harte Lernzeit und viel Üben. Diese Dinge geschehen intuitiv und nebenbei, denn unsere Kinder lernen am Model und durch Ausprobieren. Was sie oft hören, wiederholen sie ebenfalls. Dein Kind wird also die Wörter benutzen, die Du benutzt. Es wird so sprechen, wie Du sprichst und es wird Sätze verwenden, wie Du sie verwendest.
In der langen Zeit bis zur Einschulung, hat Dein Kind durch regelmäßiges Ausprobieren, Experimentieren, Abgleichen, Nachahmen und Zuhören so ein ordentliches Sprachverständnis aufgebaut.
Wozu also eine Lernroutine?
Ganz einfach. Vor Schulbeginn hat dein Kind intuitiv nach Interesse oder nach Deinen Vorschlägen und Anreizen etwas Neues kennengelernt. Mit Beginn der Schule, muss es sich nun viele Dinge in großen Mengen merken und diese so wieder geben, wie es von der Lehrkraft gefordert wird. Das bedeutet Stress für Dein Kind.
Eine Lernroutine bietet Sicherheit und schafft die Möglichkeit nicht nur schulische Themen zu üben. In der Lernzeit (Teil der Lernroutine) können auch Spiele gespielt werden, Experimente durchgeführt, gerätselt oder andere tolle Dinge gemacht werden, die dein Kind fordern und fördern.
Wenn gerade Hausaufgaben erledigt werden müssen, dann ist das Teil der Lernzeit. Doch Hausaufgaben sollten niemals die gesamte Lernzeit füllen, da sie oft als Belastung empfunden werden.
Was gehört alles zur Lernroutine?
Das kann sehr individuell sein. Bereits vor dem Schulstart solltet ihr die Lernroutine einführen. Das macht es Dir in der Zeit der Schuleingewöhnung leichter, die Hausaufgaben und andere Aufgaben für die Schule im Wochenplan zu koordinieren. Achte darauf, dass dein Kind immer noch genügend Zeit für freies Spiel hat. So kann es am besten seinen Vorlieben nachgehen und diese Zeit völlig frei gestalten.
Nehmen wir an, dein Kind kommt nach Hause und hat in der Schule Mittag gegessen. Trotzdem kann es sein, dass es hungrig, durstig und erschöpft ist. Deshalb empfehle ich einen Bedürfnis-Check. Damit übt ihr gleichzeitig das Erkennen und Benennen eigener Bedürfnisse.
Abfrage:
– Möchtest Du etwas essen? (Bedürfnis nach Nahrung und Energie)
– Möchtest Du etwas trinken?
– Brauchst du noch einen Moment zum Ankommen? (Bedürfnis nach Erholung)
– Ist heute etwas (spannendes) passiert, dass du mir unbedingt jetzt schon erzählen möchtest? (Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Austausch)
Ist der Bedürfnis-Check abgeschlossen, kannst du zur Vorbereitung der Lernzeit übergehen.
Lernort:
– Arbeitsbereich lüften
– Auf Beleuchtung achten
– Ordnung zum Arbeiten herstellen
– Materialien bereitlegen (Hefte, Stifte, Bücher, Wecker, Spielzeug für Aktive Pause etc.)
– Leise Musik (wenn gewünscht)
– Wasser bereitstellen
Die Lernzeit
In der eigentlichen Lernzeit werden Aufgaben erledigt und Lernthemen bearbeitet. Vergiss hierbei nicht, Lernen macht Deinem Kind Spaß! Es muss nur auf die richtige Art und Weise geschehen. Übt verschiedene Möglichkeiten, spielerisch ein Thema zu vertiefen.
Hierfür bieten sich für Vorschüler folgende Dinge an:
– Experimente ausdenken
– Bücher ansehen (Tip Toi oder andere Medien lesen sogar vor und stärken autonomes Lernen)
– Lernspiele spielen
– Kreatives Gestalten (Malen, Basteln, Kneten etc.)
Du kannst Deinem Kind kleine Aufgaben stellen, die es in eine Richtung lenken. Offene Fragen oder Rätsel werden Dein Kind dabei besonders zum Kreativen Denken anregen.
Lernzeit mit Hausaufgaben:
Wenn Hausaufgaben erledigt werden müssen, integriert diese in die Lernzeit. Nicht am Anfang, nicht am Ende. Vor allem der Abschluss der Lernzeit sollte für dein Kind angenehm gestaltet sein.
Ablauf:
– Hausaufgabenheft sichten
– Lernziele festlegen (SMART)
– Lernspiel
– Hausaufgabe Fach 1 (max. 15 Minuten)
– Aktive Pause (3 Minuten)
– Hausaufgabe Fach 2
– Lernspiel
Lobe Dein Kind gern für sein Durchhaltevermögen, die Kreativität, das konzentrierte Arbeiten, das eigenständige Vorgehen oder seine Sorgfalt. Wenn du Fähigkeiten an sich lobst, wird Dein Kind diese verstärken wollen. Lobst du das Ergebnis (Hausaufgabe) wird es eher ergebnisorientiert Handeln, egal wie es dorthin kommt.
Jetzt kann Dein Kind frei Spielen. Betone, dass es diese Zeit selbst gestalten kann. Durch die Schule hat Dein Kind so viele Vorgaben. Es braucht unbedingt auch Freizeit zur autonomen Gestaltung.